Bandscheibenvorfälle
Lumbale Bandscheibenvorfälle bei Gesunden finden sich kernspintomografisch bei 20–30 % aller unter 60-jährigen Menschen und bei > 60 % der über 60 Jahre alten Menschen. Bei der Diagnostik von Bandscheibenvorfällen ist es daher wichtig, eine korrekte Zuordnung der klinischen Beschwerden zu den Veränderungen im Kernspintomographischen Bild vornehmen zu können.
Ein Bandscheibenvorfall komprimiert in der Regel eine Nervenwurzel auf einer Seite, deswegen ist die Symptomatik in der Regel auch nur einseitig. Durch den Druck kommt es zu Ausfallserscheiigung in dem von der entsprecenden NErvenwurzel versorgten Segment. Aufgrund bestimmter anatomischer Besonderheiten der WIrbelsäule sind an der Halswirbelsäule vor allem die Segmente C5 oder C6 und am Bein die Segmente L5 oder S1 betroffen. Die Erkrankung ist in der Regel sehr schmerzhaft, schmerzlose einseitige neurologische Ausfälle haben meist eine andere Ursache! Die richtige Zuordnung erfordert also klinische Tests und ggf. auch die Kontrolle mittels elektrophysiologischer Untersuchungen (Elektromyographie, NLG, SEP) wichtig. Diese geben Hinweise auf das Ausmaß einer Nervenschädigung durch die Nervenwurzelkompression und auf deren genaue Lokalisation.
Für die Behandlung ist eine frühzeitige und ausreichende schmerzlindernde und abschwellende Therapie mit NSAR, muskelrelaxierenden Medikamenten und bei starken Schmerzen kurzzeitig auch Opioiden zu empfehlen. Je nach Ausmaß der neurologischen Ausfälle wird dann eine Behandlung konservativ, interventionell oder auch operativ empfohlen. Nicht jeder Bandscheibenvorfall erfordert aber eine Operation! Bei frühzeitig operierten Patienten bilden sich Schmerzen und neurologische Defizite rascher zurück als bei nicht oder spät operierten Patienten. Nach Ablauf eines Jahres findet sich aber kein signifikanter Unterschied mehr zwischen beiden Herangehensweisen.
Bei der Entwicklung chronischer Schmerzen ist eine Kombination mit Physiotherapie und psychotherapeutischen Verfahren (Verhaltenstherapie, Schmerzbewältigungsprogramme) angezeigt.
Beim Übergang vom akuten in einen chronischen Schmerz können auch beim lumbalen Bandscheibenvorfall schmerzdistanzierende (Amitriptylin, Duloxetin u.a.) und membranstabilisierende Medikamente (Pregabalin, Gabapentin u.a.) eingesetzt werden.